Resiliente Schüler

Warum ist mir dieses Thema so wichtig? Nun, für mich bedeutet die Frage nach der Resilienz die Antwort auch auf viele andere Probleme. Mir als Lehrer Gedanken über die Resilienz meiner Schüler zu machen, sieht auf den ersten Blick nach viel mehr Arbeit aus. Aber es lohnt sich: Am Ende profitiere ich auch als Lehrer davon.

Resiliente Schüler profitieren auf der sozialen Ebene. Resilient sein bedeutet, in Konflikten gelassener zu reagieren, Kritik annehmen zu können, weniger auf Provokationen zu reagieren und in der Lage zu sein, nach Lösungen in zwischenmenschlichen Fragen zu suchen. Fühlt man sich weniger bedroht und kann gelassener reagieren, ist man offener für andere Meinungen und Gefühle und lässt Situationen weniger eskalieren.

Wenig resiliente Schüler befinden sich kontinuierlich in einem Verteidigungsmodus. Alles könnte potentiell eine Bedrohung darstellen und so fehlt oft die Möglichkeit adäquat zu reagieren. Vor allem kann so auf die Bedürfnisse anderer nicht eingegangen werden. Dies gibt Konflikten reichhaltige Nahrung, auch wenn die Betroffenen dies eigentlich gar nicht möchten.
Können Schüler aber resilient auf schwierige Situationen reagieren, so sind sie auch eher in der Lage, Konflikte alleine zu klären und benötigen hierfür weniger Hilfe von außen.

Resilient zu sein bedeutet viel positive „Nahrung“ für das eigene Selbstwertgefühl. Zur Resilienz gehört, Dinge so anzunehmen wie sie sind, Stichwort Akzeptanz. Neben positiven Emotionen und Optimismus gehört auch eine positive Selbstwahrnehmung zu den Merkmalen der Resilienz. Schüler die dies gut können, erhalten immer wieder Bestätigung und somit wächst das Selbstwertgefühl. Aus diesem Gefühl heraus wächst ein Vertrauen in die eigenen Stärken. Man kann mit Niederlagen und Rückschlägen besser umgehen, weil diese nicht gleich am Selbstwert zweifeln lassen. Resiliente Schüler erscheinen ausgeglichener und sind eher bereit, sich für die persönliche Weiterentwicklung anzustrengen. Damit wächst die Bereitschaft Fehler zu machen und in diesen eine Lernchance zu sehen.

Daraus ergibt sich, dass resiliente Schüler ihr Potenzial besser entfalten können. Mit der Bereitschaft an sich und den Fehlern zu arbeiten, steigt die Chance bessere Leistungen zu erzielen. Hierdurch erreichte Erfolge zahlen positiv auf die eigene Selbstwahrnehmung ein. Im günstigen Fall entwickelt sich eine Spirale „nach oben“. Resiliente Schüler können Hilfe gezielt annehmen und zur Verbesserung der eigenen Leistungen nutzen. Es entsteht eine Freude an der eigenen Weiterentwicklung und eine positive Haltung zu Fehlern, sowie eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung. Diese Schüler resignieren nicht, sondern sehen nach vorne und sind eher bereit sich anzustrengen. Mit einer wachsenden Kontrollüberzeugung erhalten resiliente Schüler die Bestätigung, dass sie viele Dinge selbst in der Hand haben und steuern können. Dadurch wird dem Gefühl vorgebeugt, vielen Situationen in der Schule ausgeliefert zu sein, z.B. bei Tests und Arbeiten.

Langfristig wirkt sich eine resiliente Haltung günstig auf die geistige und körperliche Gesundheit aus. Mit Rückschlägen konstruktiv umgehen zu können und in Lösungen zu denken, stärkt die geistige Gesundheit. Je positiver man viele Situationen erlebt, weil man sich nicht mehr machtlos und ausgeliefert fühlt, umso weniger negativen Stress erlebt man. Erschreckenderweise steigt die Anzahl stressbedingter Erkranken bei Schülern massiv an. Depressionen, Burn-out und Essstörungen müssen immer häufiger auch bei Kindern und Jugendlichen behandelt werden. Eine resiliente Haltung kann hierbei vorbeugend wirken.

Stärke ich als Lehrkraft die Resilienz meiner Schüler, habe ich eine Chance, Störungen, sozialen Auffälligkeiten und Leistungsversagen vorzubeugen. Dies wirkt sich positiv auf das Klassenklima und die Lernatmosphäre aus und erleichtert damit auch mir als Lehrkraft das Leben. Im Idealfall eine Win-win-Situation.

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